Geschichte Teneriffas

Guanchen - Ureinwohner Teneriffas
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Heute gilt es als erwiesen, dass die kanarischen Ureinwohner von Afrika aus auf die kanarischen Inseln übergesetzt sind. Sprachvergleiche lassen eine Verwandtschaft mit der Berbersprache und dem nur bruchstückenhaft erhaltenen Altkanarisch erkennen. Auch Schädelfunde weisen Ähnlichkeiten mit nordafrikanischen Berberstämmen auf.

In Icod wurden Feuerstellen gefunden, die mittels der Radiocarbonmethode auf die Zeit um 820 v. Chr. datiert wird. Es wird aber vermutet, dass die ersten Übersiedler bereits viel früher auf der Insel landeten.
Erst seit dem 12. Jahrhundert wurde die Inselgruppe wiederholt von Seefahrern heimgesucht. Bis dahin entwickelte sich die Kultur auf den Kanaren völlig isoliert.
Die steinzeitlich lebenden Ureinwohner werden Guanchen genannt. Guanche bedeutet eigentlich Mann/Mensch aus Teneriffa. Die Guanchensprache starb nach der Eroberung durch die Spanier aus. Allerdings findet man heute noch Teile der Sprache z. B. in Ortsnamen, Vornamen oder auch Elemente der Sprache im kanarischen Dialekt.

Die Guanchen lebten in bäuerlicher Kultur und betrieben Viehzucht und Ackerbau. Von der Schiffahrt verstanden die Guanchen wunderlicher Weise nichts. Stattdessen legten sie terrassenförmige Felder mit Bewässerungsgräben an. Sie bejagten eine große endemische Echsenart, die heute ausgestorben ist.
Gebrauchsgegenstände wurden handwerklich hergestellt. So verstanden sich die Guanchen auf das Töpfern ohne Drehscheibe. Als weitere Gegenstände gebrauchten sie Holzgefäße, Holzkämme, Steinmühlen, Ziegenbälge, Lederbeutel und Binsensäcke. Kleidung und Schuhe wurden aus gegerbten Tierfellen hergestellt.
Die Guanchen waren gesellige Leute in deren Leben Tanz und Gesang eine wichtige Rolle spielten. Der Tanz "canario" stammt aus der Guanchenzeit genauso wie das sehr beliebte Ringen und Stockfechten.

Die Guanchen organisierten sich in mehrere Stämme, die einem König unterstanden, den man auf Teneriffa "mencey" nannte. Der letzte bekannte Guanchenkönig Tinerfe kontrollierte von seiner Hauptstadt Adeje aus fast die ganze Insel. Bis auf zehn Herrschaftsgebiete, die er auf seine Söhne aufteilte. Mitte des 15. Jahrhunderts wird die Bevölkerung Teneriffas auf etwa 15.000 bis 30.000 Einwohner geschätzt und ist neben Gran Canaria die Insel unter den Kanaren mit der höchsten Bevölkerungsdichte.

Bereits zu dieser Zeit mussten sich die Guanchen immer wieder gegen Übergriffe von Piraten und spanischen Seefahrern wehren, die sporadisch Sklaven nahmen und Vieh raubten.
1494 begann mit Alonso Fernández de Lugo der erste ernstzunehmende Versuch, die Insel einzunehmen. Mit 14 Schiffen und 1000 bis an die Zähne bewaffneten Soldaten landete er in der Bucht von Anaza (heute Santa Cruz) und errichtete dort unbehelligt ein Fort. Die einzelnen Guanchenstämme waren untereinander zerstritten. Im Süden konnten christliche Missionare bereits Fuß fassen und schon so manchen Ureinwohner zum Christentum bekehren. Anaterve, der Mencey von Güimar, arbeitete bereits mit Eroberern zusammen. Bencomo, der Mencey von Taoro (dem heutigen Orotava-Tal) verhielt sich allerdings unbeugsam. Zusammen mit vier weiteren Menceys aus dem Norden wehrte er sich gegen die Übernahme der Spanier.

Am 31. Mai marschierte Lugo in das Orotava-Tal ein und lief in einen Hinterhalt. 900 seiner Soldaten vielen den Guanchen zum Opfer. Lugo trat schwer getroffen den Rückzug an und rettete sich mit dem spärlichen Rest seiner Soldaten auf die Schiffe.
Aber bereits 1495 startete Lugo einen neuen Versuch. Mit 1500 frischen Soldaten liefert sich Lugo mit den Menceys aus dem Norden bei La Laguna eine Schlacht auf offenem Feld. Gegen die besser ausgerüsteten Spanier haben die Guanchen diesmal keine Chance. Man spricht von 1700 Toten. Schwer geschlagen ziehen sich die Guanchen um Bencomo in die Berge zurück. Doch noch ist der Widerstand der Guanchen nicht ganz gebrochen. Zusätzlich geschwächt durch eine von den Europäern eingeschleppte Epidemie kommt es im Dezember 1495 zur alles entscheidenden Schlacht. Die überlebenden Menceys ergeben sich und lassen sich als Zeichen der Unterwerfung taufen. Lugo verlegt sein Hauptquartier von Anaza die die neu gegründete Hauptstadt La Laguna. Die Ureinwohner werden größtenteils versklavt. Das Land wird entsprechend dem militärischen Rang unter den Konquistadoren aufgeteilt. Lugo lässt die ersten Zuckerrohrplantagen anlegen. Neue Siedler aus Andalusien kommen in großer Zahl auf die Insel. Dazu kommen kleinere Gruppen aus Galicien, dem Baskenland und auch Flamen.

Die Kanaren werden zum Drehkreuz der Schifffahrt und spielen bei der Eroberung der neuen Welt eine aktive und wichtige Rolle. Nahezu alle Expeditionen machen auf den Kanaren halt und nehmen das letzte Mal Vorräte auf. Nach der Eroberung der neuen Welt ziehen viele kanarische Familien nach Kuba, Venezuela, uruguay und in die Südstaaten der heutigen USA. Als Folge entwickeln sich enge Beziehungen zwischen den Kanaren und Amerika.
Nach jahrenlangen Zank zwischen Teneriffa (Santa Cruz) und Gran Canaria (Las Palma) um die Frage der zukünftigen Führungsrolle wird das Inselarchipel schließlich in zwei Provinzen eingeteilt. Zur Ostprovinz Las Palmas gehören fortan Lanzarote, Fuerteventura und Gran Canaria. Der von Teneriffa verwalteten Westprovinz verbleiben die kleinen Kanaren La Gomera, El Hierro und La Palma. Die Teilung der Provinzen entspannt die Lage zwischen den beiden Hauptinseln.

1936 wird von der Madrider Regierung der putschverdächtige General Franco nach Teneriffa strafversetzt. Die Regierung glaubt, dass der rechtslastige General somit weit genug von Madrid entfernt ist um seine Putschpläne zu verwirklichen. Die Regierung irrt sich. Am 18. Juli 1936 werden auf Teneriffa alle strategisch wichtigen Punkte von General Franco besetzt. Von Teneriffa aus startet somit der Bürgerkrieg welcher sich schnell zu einem internationen Konflikt ausweitet, an dessen Ende eine halbe Million Tote, ebensoviele Gefangene und Exilierte stehen. Mit Unterstützung von Hitler und Mussolini gelingt es Franco, eine Militärdiktatur zu installieren. Die Machtübernahme durch Franco hat zur Folge, dass die einstigen eurpäischen und amerikanischen Handelspartner ihre Beziehungen zu Spanien zunächst einfrieren und das Land politisch isolieren. Die Handelblockade trifft den Lebensnerv der kanarischen Wirtschaft. Die gerade stabilen Absatzmärkte für Bananen und Frühgemüse gehen schlagartig verloren. Nach 1945 steht das Land unter dem Zeichen einer repressiven Diktatur. Eine illegale Auswanderungswelle ist die Folge. Etwa 30.000 Insulaner sollen allein von Teneriffa aus vor allem nach Venezuela ausgewandert sein.

Im Zuge des Kalten Krieges wird Spanien wieder in das globale politische Netz einbezogen. Angelockt durch die politische Stabilität des Franco-Regimes, billiger Arbeitskräfte und totales Streikverbot strömt verstärkt ausländisches Kapital ins Land. Anfang der 60er Jahre entstehen die ersten Ferienzentren. Trotz der politischen Situation avanciert u. a. Teneriffa binnen weniger Jahre zum Dorado sonnenhungriger Mittel- und Nordeuropäer. Zuerst konzentriert sich der Tourismus auf Puerto de la Cruz im Norden.
Nach Francos Tod 1975 wandelt sich Spanien unter König Juan Carlos in eine konstitutionelle Monarchie. Als am 01. Januar 1986 Spanien EU-Mitglied wird erhalten die Kanaren aufgrund ihrer spezifischen Insellage einen Sonderstatus.

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