Die größte Insel der Kanaren ist im Wesentlichen für ihre Strände, ihr ganzjährig gutes Wetter und ihre zahlreichen Naturparks bekannt. Doch sie hat noch viel mehr als das zu bieten: Um Teneriffa wirklich zu begreifen, sollten Urlaubsgäste die unzähligen Bräuche und Traditionen kennenlernen, die schon seit Jahrhunderten die Kultur der Insel bewahren.
Die Semana Santa auf Teneriffa ist ein Fest, das tief in der Kultur und Tradition der Insel verwurzelt ist und bei dem sich Religion, Volksfestivitäten und historisches Erbe vermischen. Einer der Höhepunkte der Osterwoche sind die Prozessionen, bei denen kunstvoll geschmückte Heiligenfiguren und religiöse Bilder mit musikalischer Begleitung durch die Straßen getragen werden. In San Cristóbal de La Laguna zum Beispiel wird damit am Gründonnerstag und Karfreitag eines der ältesten Feste Teneriffas gefeiert, an dem zahlreiche Bruderschaften und Vereine teilnehmen. Ein weiterer symbolträchtiger Ort, um die Karwoche auf der Insel zu erleben, ist La Orotava, wo die Prozessionen mit der architektonischen Schönheit des historischen Viertels verschmelzen, das zum kunsthistorischen Denkmal erklärt wurde. Religiöse Figuren wandeln gleichsam durch die gepflasterten Straßen, über ihnen thronen die berühmten Holzbalkone der Stadt, die mit kunsthandwerklichen Decken und Wandteppichen geschmückt sind. So ergibt sich eine einzigartige Szenerie, die Besucher unbedingt erleben sollten.
Darüber hinaus bietet die Insel weitere religiöse Veranstaltungen wie Gottesdienste in den Kirchen, Konzerte mit geistlicher Musik und Theater-Darstellungen der Passion Christi. Die Osterwoche auf Teneriffa steht jedoch nicht nur im Zeichen der Religion. Es ist auch eine Zeit, in der man die typische Gastronomie der Region mit traditionellen Gerichten genießen, Aktivitäten im Freien unternehmen oder ein Bad im Meer nehmen kann.
Im März findet in der Gemeinde La Candelaria die Wallfahrt Romería de Barranco Hondo statt, die den Beginn der Wallfahrtssaison auf Teneriffa markiert. Wer auf Reisen ist und auf eine dieser Feiern stößt, wird sie daran erkennen, dass fast alle Teilnehmer typisch kanarische Kleidung tragen: Zaubererkostüme oder Bauerntrachten. Es gibt so viele verschiedene Pilger- und Wallfahrten, wie es Gemeinden gibt, die sie feiern. Wer Feste, Musik, die lokale Gastronomie und eine gute Atmosphäre mag, sollte sich dieses Erlebnis bei seinem Besuch nicht entgehen lassen. Bei dieser Parade mit Festwagen sind neben Fahrzeugen auch Folkloretänzer, Parranderos, Tiere wie Esel und Kühe zu sehen und es gibt auch typische Speisen und Getränke. Der Umzug endet in der Regel auf dem Rathausplatz, wo als krönender Abschluss ein Tanz stattfindet.
Bei einem der ältesten religiösen Feste auf Teneriffa, dem Fronleichnamsfest, schmücken riesige kunstvolle Sandgemälde in den schönsten Farben die Straße und Plätze der Stadt. Familien, Vereine und Freiwillige kommen Jahr für Jahr bereits am frühen Morgen zusammen, um farbige Teppiche aus Sand und Blumen auf den Boden zu legen. Anschließend findet die Prozession statt, bei der die Monstranz auf den Schultern der Gläubigen durch die geschmückten Straßen getragen wird, begleitet von Musikkapellen und geistlichen Vertretern. Dieses Ereignis findet Ende Juni in verschiedenen Orten auf Teneriffa statt, darunter auch in der Gemeinde La Orotava.
Es heißt, dass die erste Fronleichnamsveranstaltung in diesem Ort im Jahr 1847 mit einem einfachen Werk stattfand, das aus einer geometrischen Zeichnung im Barockstil bestand. Natürlich fand diese Initiative immer mehr Anhänger und entwickelte sich weiter. Heute sind die Teppiche gigantisch und so komplex wie hyperrealistische Gemälde. Der Hauptteppich wird in der Regel aus vulkanischem Sand in allen Farben hergestellt, der direkt aus dem Teide-Nationalpark stammt und nimmt den größten Platz ein.
Wer Adrenalin mag, sollte sich dieses traditionelle Spektakel im Norden der Insel im Terminkalender vormerken. Am 29. November rutschen die Einheimischen auf Holzbrettern die steilen asphaltierten Straßen hinunter, mit nichts weiter als Helmen, Knieschonern und einem Haufen Reifen. Obwohl die Fiestas de San Andrés auf der ganzen Insel gefeiert werden, ist Icod de los Vinos einer der beliebtesten Orte für diese Abfahrt. Die Veranstaltung findet normalerweise in der Calle del Plano statt.
Aber das ist nicht das Einzige, was in dieser magischen Nacht passiert: Die Gemeinde Puerto de la Cruz hat ihre eigenen lauten Traditionen. Wenn also an diesem Tag ein metallisches Geräusch in den Straßen zu hören ist, braucht niemand in Panik zu geraten: Es werden Einwohner zu sehen sein, die alte Gegenstände wie Töpfe, Bratpfannen und andere Küchenutensilien mit sich führen, die sie mit Drähten verbinden und über den Boden schleifen, wodurch ein ohrenbetäubender Lärm entsteht, der in der ganzen Gemeinde zu hören ist.
Diese Tradition geht auf die Zeit zurück, als die Winzer die Fässer durch die Straßen zur Küste schleppten, um sie mit Meerwasser zu waschen, damit sie die neue Ernte einlagern konnten. Und nicht zuletzt ist die Gastronomie ein weiterer wichtiger Aspekt der Feierlichkeiten von San Andrés. Viele Gemeinden veranstalten gastronomische Messen und Märkte, auf denen man typisch kanarische Produkte probieren und kaufen kann.
Eine der farbenprächtigsten und auffälligsten Traditionen der Insel findet Ende August in dem Dorf Tejina statt. Mit einem Gewicht von bis zu 900 Kilo und einer Höhe von etwa 12 Metern werden herzförmige Gebilde mit Kreuzen hergestellt, die mit Früchten, Mehlkuchen und Blumen verziert sind. Das Fest Corazones de Tejina findet in Form einer Prozession statt, bei der mehrere dieser unterschiedlich großen Kunstwerke zum Kirchplatz getragen werden. Dort angekommen, beginnen die Teilnehmer, die Herzen der jeweils anderen auf schelmische Weise zu beurteilen und darüber zu scherzen. Die Bewohner der drei wichtigsten Viertel der Stadt, El Pico, Calle Arriba und Calle Abajo, arbeiten tagelang an den Herzen, um sie Ende August auf den Straßen zu präsentieren. Die Veranstaltung gehört zu den Feierlichkeiten von San Bartolomé und wurde zu einem Fest von kulturellem Interesse erklärt.
Die Insel Teneriffa ist ein Schmelztiegel der Kulturen, Traditionen und Feste, der Einheimische und Besucher gleichermaßen in seinen Bann zieht – von den lebhaften Karnevalsveranstaltungen bis hin zu Las Fiestas de la Cruz, einem traditionellen Fest, das am 3. Mai in verschiedenen Gemeinden der Insel stattfindet und bei dem die Bewohner Kreuze mit Blumen und Früchten schmücken und sie dann in den Straßen ihrer Stadt für alle sichtbar aufstellen. Jedes Fest ist eine Gelegenheit, in die kanarische Kultur einzutauchen und unvergessliche Momente mit der Gemeinschaft zu teilen.
Mehr Informationen zu diesen und anderen Veranstaltungen sind hier zu finden.
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