Als ich zum ersten Mal auf Teneriffa war, war alles ein Rausch aus Sonne, Meer und Sangría.
Ich dachte, das Leben hier müsse sich immer so anfühlen – leicht, warm, unbeschwert. Heute, fast 2 Jahre später, weiß ich: Das war der Urlaub.
Das Leben hier ist anders – nicht weniger schön, aber ehrlicher.
Ich erinnere mich an den Moment, in dem ich gemerkt habe, dass ich kein Tourist mehr bin.
Das war nicht bei irgendeinem Amtstermin oder nach dem hundertsten Sonnenuntergang.
Es war an einem ganz normalen Dienstagabend, als unsere Nachbarn, ein älteres Ehepaar aus Kolumbien, uns den Wohnungsschlüssel in die Hand drückten und sagten:
„Wir sind eine Woche weg, könnt ihr bitte auf Luna aufpassen?“
Luna ist ihre Katze – eigensinnig, schwarz-weiß, mit dem Blick einer alten Seele.
Ich füttere sie morgens vor meiner Pflegetour und bleibe manchmal ein paar Minuten länger, um ihr beim Dösen in der Sonne zuzusehen.
Während sie schnurrt, höre ich draußen die Straße: ein Roller, ein leises „hola cariño“, irgendwo Salsa. Ein ganz normaler Inselmorgen.
Und ich denke: Das hier – das ist kein Urlaub mehr. Das ist Leben.
Am zweiten Tag bringt uns eine andere Nachbarin, Rosita, einen Teller rüber.
„Para ti,“ sagt sie mit ihrem typisch kanarischen Lächeln.
Darauf: frisch gebackene Empanadas, noch warm, gefüllt mit Thunfisch und Zwiebeln.
Sie winkt ab, als ich mich bedanken will.
„Así es la vida entre vecinos“ – so ist das Leben unter Nachbarn.
Es sind diese kleinen Gesten, die Teneriffa zu mehr machen als zu einem Ort.
Ich kümmere mich um die Katze, sie kümmern sich um mich.
Und während ich meinen Alltag im Pflegedienst bewältige, zwischen TF-1-Staus, Pflegeeinsätzen, Terminchaos und Menschlichkeit, merke ich: Dieses Miteinander trägt.
Nicht laut, nicht auffällig – aber zuverlässig wie der Passatwind.
Und wenn ich abends unsere Terrassentür öffne, riecht es nach Meer und gebackenen Empanadas, und als ich rüber zum Nachbarn schaue, liegt Luna zusammengerollt auf einem Stuhl.
Dann weiß ich: Ich bin angekommen.
Nicht als Besucher, sondern als Teil dieses kleinen Universums zwischen Passatwind und Menschlichkeit.
💡 Gedanke der Woche:
Heimat ist dort, wo jemand deine Katze füttert, wenn du nicht da bist – und dir Empanadas bringt, ohne dass du darum bittest.
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